ETAPPE 02 - RETROTOUR BRISENHAUS
MIT DER SILVRETTA 404 ZUM BRISENHUIS
Mit möglichst alter Ausrüstung machte sich die JO SAC Pilatus am 27. und 28. Februar 2016 auf ihre 100 Jahr Jubiläumstour rund ums Brisenhuis auf. Es war ein Wochenende voller Spass und Action, das wohl noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Oliver Kallenbach
Die erste Hürde stand bereits vor der Jubiläumstour zu Hause an: Eine möglichst alte Ausrüstung inklusive Retrokleider aufzutreiben ist gar nicht so einfach, wie man meint! Doch irgendwie schaffte es man doch und fand sich schliesslich am Samstagmorgen im Bus in Richtung Bahnhof Luzern. Vermutlich gab es bei allen Retro-JOlern, junggebliebenen JOlern und den älteren junggebliebenen JOlern die gleiche Gefühlsmischung aus: „Was denken wohl all die Menschen aus dem 2016 über mich? Kommen alle verkleidet und funktioniert das „alte“ Zeugs auch wirklich noch?“ Diese Gefühlsmischung löste sich allerdings sofort in Luft auf, als man sich am Bahnhof mit den Seinesgleichen traf: Das Bild, welches sich den gestressten Morgenmenschen bot, muss sehr amüsant ausgesehen haben!
Zwei Äste als Skistöcke
Ausrüstung und Kleidung hatten es in sich: Vom mehr als hundertjährigen Original-Skistock über die legendäre Silvretta 404er-Bindung bis zum 80er-Ganzkörperkombi war alles vertreten. Mit dem Zug ging es in Richtung Dallenwil, um danach mit der Luftseilbahn ins Bergdorf Niederrickenbach zu gelangen. In Niederrickenbach noch schnell zwei Äste abgesagt – es will ja jeder Skistöcke haben – und eine „Krumme“ geraucht, ging es unter Juchz und Jodel auf in Richtung Brisenhuis. Man glaubt es kaum, aber wir trafen unterwegs sogar andere Retrotourengänger an! Jedenfalls waren deren LVS, gut sichtbar in einer gelben Box getragen, nicht viel jünger als unsere Ausrüstung. Beim Brisenhuis angelangt, stärkten wir uns mit einer kleinen Zwischenverpflegung, um danach den letztem Aufstieg auf den Glattegrat in Angriff zu nehmen. Oben angekommen, half uns der wärmende Schluck aus dem Flachmann ein bisschen Mut anzusammeln für die bevorstehende Abfahrt auf den alten Tourenskis.
Der harte Kern will's noch einmal wissen
Hier zeigte sich, dass unsere älteren junggebliebenen JOler einmal Gelerntes nicht so schnell wieder verlernten. Währenddem sie ohne Probleme einen Schwung nach dem anderen in den Hang zeichneten, hatte die jüngere Generation – bis auf ein paar Ausnahmen – sichtlich mehr Mühe. Dass Bergschuhe zwar im Aufstieg in einer Skibindung funktionieren, aber in der Abfahrt alles andere als geeignet sind, musste Sebi lernen und machte sich schliesslich zu Fuss und mit dem Ski-Schlitten an den Abstieg. Seine Idee, die Bergschuhe mit Klauenband an der nicht arretierten Bindung anzukleben, war doch nicht so schlau wie angenommen. Bei der Hütte angekommen, tranken wir gemeinsam etwas und schon bald machten sich die Eintagesgäste auf in Richtung Niederrickenbach. Mit zwölf JOlern blieben wir auf der Hütte und verweilten den Nachmittag mit Spielen und Lesen. Der ganz harte Kern machte sich am späten Nachmittag nochmals auf in Richtung Glattegrat und kehrte vor Dunkelheit wieder um. Wir genossen das Abendessen und liessen den Abend ausklingen.
Logenplätze auf dem Zwelfer
Am nächsten Morgen machten wir uns auf in Richtung Brisen. Nach einer Erstbeurteilung der Lawinensituation wollten wir anstatt der Normalroute direkt in den Sattel, etwas oberhalb südwestlich des Steinalpler Jochli, aufsteigen. Die Schneedecke veränderte sich allerdings zum Negativen und so kehrten wir um und bestiegen im Anschluss den Zwelfer.
Von dort hatten wir sozusagen Logenplätze mit Sicht auf die anderen Tourengeher am Brisen. Die erhebliche Lawinengefahr oder Wechten schienen einige Tourengeher erstaunlicherweise nicht zu stören. Schlussendlich machten wir uns an die Abfahrt. Bevor wir in Niederrickenbach einkehren konnten, hatten wir noch das Vergnügen, zu testen, wie gut sich die alten Skier in direktem Kontakt mit Erde bewähren – der Wald hatte doch weniger Schnee als erwartet. Nach der Stärkung im Pilgerhaus machten wir uns auf den Weg zurück in die Zivilisation. Vielen Dank den Organisatoren und allen.